Dr. Carl Auer von Welsbach (1858 – 1929)
1.09.1858 | Carl Auer von Welsbach wird als jüngstes von vier Kindern, als Sohn des Direktors der k.u.k. Hofdruckerei, Alois Ritter Auer von Welsbach, und seiner Frau Therese geboren. |
1869 – 1873 | Nach der Volksschule war er Internist im Löwenburgischen Konvikt und besuchte anschließend das Realgymnasium in Mariahilf, später Wechsel ans Josefstädter Gymnasium. Hier Wiederholung der zweiten Klasse wegen Schwierigkeiten im Lateinunterricht. |
1873 – 1877 | Besuch der Realschule in der Josefstadt, Abschluß mit der Reifeprüfung am 16.7.1877 |
1877 – 1878 | Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger: Beginn am 1. Oktober 1877, Erhalt des Leutnant-Patents am 15. Dezember 1878 |
1878 – 1880 | Inskription an der Technischen Universität in Wien: Studium der Fächer Mathematik, allgemeine organische und anorganische Chemie, allgemeine und technische Physik und Wärmetheorie bei den Professoren Winkler, Bauer, Reitlinger und Pierre |
April 1880 | Wechsel an die Universität Heidelberg |
1880 – 1882 | Vorlesungen über anorganische Experimentalchemie und Laboratoriumsübungen bei Professor Robert W. Bunsen und Einführung in die Spektralanalyse durch diesen, sowie Studium der Fächer organische Experimentalchemie, Geschichte der Chemie, Mineralogie und Physik. |
2.5.1882 | Promotion zum Doktor der Philosophie an der Ruperta-Carola-Universität in Heidelberg. |
Mai 1882 | Rückkehr nach Wien, Auer arbeitet als unbezahlter Assistent am Laboratorium von Prof. Lieben Beschäftigung mit chemischen Trennmethoden für Proben Seltener Erden, die er aus Heidelberg mitgebracht hatte. |
1882 – 1884 | Veröffentlichung von Abhandlungen, wie z.B. „Über die Erden des Gadolinits von Ytterby“ und „Über die Seltenen Erden“. |
1885 | Erstmalige Zerlegung des damals noch als Element bekannten Didym mit Hilfe einer neuen, von ihm entwickelten Trennmethode, beruhend auf der franktionierten Kristallisation einer Didymammoniumnitratlösung. Nach der charakteristischen Färbung gibt Auer der grünen Komponente die Bezeichnung Praseodymium und der rosa Komponente den Namen Neodidymium, welches im Laufe der Zeit in der Fachliteratur den Namen Neodymium erhielt. |
1885 – 1892 | Beschäftigung mit Glühkörpern für die Inkandeszenzbeleuchtung, Entwicklung eines Verfahrens zur Glühkörperherstellung beruhend auf der Imprägnierung von Baumwollgeweben mittels Flüssigkeiten, in denen Seltene Erden gelöst sind und Veraschung des Gewebes in einem nachfolgenden Glühprozeß. Herstellung von ersten Glühkörpern aus Lanthanoxid, mit denen die Gasflamme strumpfförmig umhüllt ist. Dadurch erreicht Auer eine wesentlich bessere Lichtemission, aber die Stabilität an feuchter Luft läßt noch sehr zu wünschen übrig. Ständig weitere Verbesserungen der chemischen Zusammensetzung der Glühkörper, Erprobung von Varianten von Lanthanoxid und Magnesiumoxid. |
18.9.1885 | Patentierung eines Gasbrenners mit einem Actinophor genannten Glühkörpers aus 60% Magnesiumoxid, 20% Lanthanoxid und 20% Yttriumoxid; noch im selben Jahr gelingt der Ersatz des Magnesiumoxidanteiles durch Zirkonoxid. Es folgt eine zweite Patentschrift mit dem Hinweis auf die zusätzliche Verwendbarkeit des Glühkörpers auch in einer Spiritusflamme. |
9.4.1886 | Einführung der Bezeichnung Gasglühlicht durch den Journalisten Moriz Szeps nach der erfolgreichen Präsentation eines derartigen Actinophors im Niederösterreichischen Gewerbeverein; geregelte Produktion einer Imprägnierflüssigkeit mit dem Namen Fluid in den Räumlichkeiten des Chemischen Instituts. |
1886 | Erwerb der Fabrik Würth & Co. für chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse in Atzgersdorf und industrielle Herstellung der Glühstrümpfe. |
1889 | Beginnende Absatzprobleme durch die Mängel der frühen Glühstrümpfe, wie deren Zerbrechlichkeit, die kurze Einsatzdauer sowie das vielerseits als unangenehm empfundene, kalte, grünliche Licht und den relativ hohen Preis. Schließung der Fabrik in Atzgersdorf. |
1890 | Erste Experimente auf Anregung von Dr. Haittingermit Glühkörpern aus Thoriumoxidmischungen. Entwicklung von fraktionierten Kristallisationsmethoden zur Darstellung von reinem Thoriumoxid aus dem reichlich vorkommenden und daher billigen Monazitsand. Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Reinheit des Thoriumoxids und seiner Lichtemission, Ermittlung der optimalen Zusammensetzung der Glühkörper in langen Versuchsreihen. |
1891 | Patentierung eines Glühkörpers aus 99% Thoriumoxid und 1% Ceroxid, der bezüglich der Lichtemission eine direkte Konkurrenz zur elektrischen Kohlenfadenlampe dieser Zeit ist. Wiederaufnahme der Produktion in Atzgersdorf und schnelle Verbreitung der Glühkörper aufgrund der gesteigerten Gebrauchsdauer. Beginnende Auseinandersetzung mit der elektrischen Beleuchtung. Beschäftigung mit hochschmelzenden, schwer verarbeitbaren Metallen, um die Glühfadentemperatur und damit die Lichtemission zu erhöhen. Entwicklung von Verfahren zur Herstellung von dünnen Metallfäden. Bau von Glühlampen mit Platindrähten, die mit hochschmelzendem Thoriumoxid überzogen werden, wodurch ein Betrieb der Lampen über der Schmelztemperatur von Platin möglich ist. Schließlich geht Auer von dieser Variante aber wieder ab, weil der Platinfaden beim Schmelzen entweder die Hülle sprengt oder beim Erstarren reißt. |
15.1.1891 | Patentierung von zwei Herstellungsverfahren für Glühfäden. In der Patentschrift beschreibt Auer die Herstellung von Glühfäden durch Abscheiden des hochschmelzenden Elements Osmium auf Metallfäden (Legierungsverfahren) und auf organischen Fäden (Kohleverfahren) und nachfolgendem Glühen des Fadens. Entwicklung und Erprobung weiterer Formgebungsverfahren wie des Pasteverfahrens zur Herstellung von geeigneten Fäden aus hochschmelzenden Metallen. Bei diesem Verfahren wird Osmiumpulver mit einer Lösung von Gummi oder Zucker versetzt und zu einer Paste geknetet. Die Erzeugung des Fadens erfolgt, indem die Paste mit einem Stempel durch einen mit einer feinen Düse versehenen Zylinder gedrückt und der Faden anschließend getrocknet und gesintert |
1893 | Große Goldene Medaille der Societe Technique de l’Industrie du Gaz de France |
1894 | Große Goldene Medaille des Niederösterreichischen Gewerbevereins |
1898 | Erwerb eines industriellen Grundstückes in Treibach und Beginn der Forschungs- und Entwicklungsarbeit an diesem Standort. Hier entsteht die wichtigste Stätte des ruhmreichen Wirkens von Carl Auer von Welsbach. Verleihung des Komturkreuzes des Franz Josef – Ordens durch Kaiser Fanz Josef I. |
1899 | Heirat mit Marie Nimpfer auf Helgoland. |
1900 | Beginn der Entwicklung eines Trennverfahrens für Elemente der Yttererden, welches auf der unterschiedlichen Löslichkeit der Oxalate beruht. Verleihung der Bunsen-Pettenkofer-Ehrentafel des Vereines der deutschen Gas- und Wasserfachmänner. Goldene Medaille der Weltausstellung Paris |
1901 | Markteinführung der ersten nach dem Pasteverfahren industriell gefertigten Osmiumlampen unter der Bezeichnung Auer-Oslicht. Vorteile dieser Lampen gegenüber den zu dieser Zeit gebräuchlichen Kohlenfadenlampen: geringere Schwärzung des Glaskolbens, ein durch die höheren Fadentemperaturen bedingtes „weißes“ Licht, sowie eine höhere Lebensdauer der Lampe und daher bessere Wirtschaftlichkeit. Beginn der Beschäftigung mit funkengebenden Metallen mit dem Ziel, Zündvorrichtungen für Feuerzeuge, Gasanzünder für Gaslampen sowie zur Geschoß- und Minenzündung zu bauen. Die Möglichkeit, bei mechanischer Bearbeitung von Cer Funken zu erzeugen, war Auer von seinem Lehrer Bunsen bekannt. Ermittlung der optimalen Zusammensetzung von Cer-Eisen-Legierungen zur Funkenerzeugung. Erhebung in den erblichen Freiherrnstand durch Kaiser Franz Josef I. Verleihung der Elliot-Cresson-Goldmedaille des Franklin-Institutes, Philadelphia |
1902 | Auer läßt seine „pyrophoren Legierungen“ patentieren. Diese bilden beim Ritzen mit harten und scharfen Gegenständen an der Luft selbstentzündliche Spänchen. Als optimale Zusammensetzung wird in der Patentschrift ein Anteil von 70% Cer und 30% Eisen angegeben. In weiterer Folge Entwicklung einer Methode zur kostengünstigen, industriellen Herstellung dieser Legierung; Optimierung des damals zur Cergewinnung vorwiegend eingesetzten Verfahrens von Bunsen, Hillebrand und Norton, beruhend auf der Elektrolyse von geschmolzenen Ceritchloriden. Die damaligen Probleme bestanden vor allem in der Führung der Elektrolyse, um ein porenfreies und haltbares Metall abzuscheiden. |
30.3.1905 | Bericht an die Akademie der Wissenschaften, daß die Ergebnisse der funkenspektroskopischen Analysen seiner seit 1900 fraktionierten Yttererden darauf hindeuten, daß sich Ytterbium aus zwei Elementen zusammensetzt. Auer benennt die beiden Elemente nach Sternen: Aldebaranium und Cassiopeium. Er unterläßt es aber, die erhaltenen Spektren und die ermittelten Atomgewichte zu veröffentlichen. |
1907 | Gründung der Treibacher Chemischen Werke Ges.m.b.H. zur Erzeugung des Cereisens. Veröffentlichung der Spektren und Astomgewichte der beiden neuen, aus Ytterbium gewonnenen Elemente, in Ergänzung zum Bericht an die Akademie der Wissenschaften. Prioritätsstreit mit dem französischen Chemiker G. Urbain betreffend die Zerlegung des Ytterbiums. |
1908 | Lösung das Schmelzfluß-Elektrolyseproblems, wobei die Mineralien Cerit und Allanit als Ausgangsstoffe dienen. Die Treibacher Chemischen Werke (TCW) bringen bereits 300kg Zündsteine auf den Markt. Striftung der Volksschule Meiselding (bei Treibach). |
1909 | Adaptierung des Verfahrens durch seinen Mitarbeiter Fattinger, um auch die Monazitsand-Rückstände aus der Glühkörperproduktion zur Cergewinnung verwenden zu können. Erzeugung von drei verschiedenen pyrophoren Legierungen: Cer oder Auermetall I: Legierung aus ziemlich reinem Cer und Eisen für Zündzwecke; Lanthan oder Auermetall II: eine um das Element Lanthan bereicherte Cer-Eisen-Legierung, die aufgrund des besonders hellen Funkens für Lichtsignale Verwendung finden sollte; Erdmetall oder Auermetall III: aus Eisen und „natürlichem“ Cermischmetall, einer Legierung der seltenen Erdmetalle dem natürlichen Vorkommen entsprechend. Die beiden ersten Legierungen konnten sich am Markt nicht durchsetzen, nur das einfach herzustellende Erdmetall erlangte nach Umbenennung in Auermetall I weltweite Verbreitung als Zündstein in der Feuerzeugindustrie. Entscheidung der Internationalen Atomgewichtskommission zugunsten Urbains aufgrund des früheren Eingangsstempels auf der Veröffentlichung Urbains gegenüber der Publikation Auers, in der dieser die Spektren und Atomgewichte nachreichte. Die Kommission verfügte daher für die neuen Elemente die Verwendung der Bezeichnungen von Urbain: Neoytterbium (heute: Ytterbium) und Lutetium. |
1910 | Suche nach weiteren Elementen der Seltenen Erden, wie dem Element mit der Ordnungszahl 61. Ein Farb-Selbstportrait aus dieser Zeit weist Carl Auer von Welsbach als einen der ersten wenn nicht als den ersten Farbphotographen in Österreich aus. Durchführung von aufwendigen chemischen Trennungen auf dem Gebiet der radioaktiven Stoffe. Verleihung des Sterns zum Komtur des Franz-Josefs-Ordens durch Kaiser Franz Josef I. |
1911 | Wirkliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien, Stockholm und Berlin |
1918 | Verleihung des Kriegskreuzes erster Klasse für Zivilverdienste durch Kaiser Karl I. |
1919 | Verleihung der Birmingham-Medaille |
1920 | Verleihung des Ringes der Siemens-Ring-Stiftung |
1921 | Herstellung verschiedener Präparate von Uran, Ionium (heute Th230), ein Zerfallsprodukt in der Uran-Radium-Reihe, Polonium und Aktinium, die Auer renomierten Institutionen und Forschern wie den am Cavendish Laboratorium in Cambridge arbeitenden F.W. Aston und Ernest Rutherford zu Forschungszwecken zur Verfügung stellt. |
1922 | Bericht über seine spektroskopischen Erfahrungen an der Akademie der Wissenschaften in Wien. |
1929 | Welterzeugung von Cereisen erreicht 100.000 kg. |
4.8.1929 | Dr. Carl Auer von Welsbach stirbt im 71. Lebensjahr. |
Außerdem ist über hervorragende Arbeiten von Dr. Carl Auer von Welsbach auf folgenden Gebieten zu berichten:
Photographie – einer der ersten Farb-Photographen in Österreich
Botanik – Sammlung und Dokumentation sowie Züchtung;
z.B. ist eine Apfelsorte als „AUERAPFEL“ bekannt
Die industriellen Aktivitäten von Dr.Carl Auer von Welsbach leben heute einerseits in der Treibacher Industrie AG fort und andererseits vereinigt die Treibacher Auermet Ges.m.b.H. die Betriebe zur Verarbeitung der Seltenen Erden.
Mit der Errichtung eines Museums (Eröffnung am 25. April 1998) in der Stadt Althofen, Burgstraße 8 (Weberitschhaus) – es ist dies weltweit erst das vierte Chemie-Museum – und der Benennung des Gymnasiums in Althofen in Oberstufenrealgymnasium „Auer von Welsbach“ (ab Jänner 1998) wurden Dr. Carl Auer von Welsbach und seinen weit über den örtlichen Bereich und Österreich hinaus wirkenden Erfindungen und Entwicklungen weitere bleibende Denkmäler gesetzt.